Am 13. September wird in Lügde ein neuer Bürgermeister gewählt. Es stehen mehrere Kandidaten zur Auswahl. Den Wahlkampf werden wir auf Emmerzone begleiten, in einem ersten Schritt stellen wir Euch nach und nach die Bewerber vor. Wir haben allen einen Fragebogen schickt, als erstes hier die Antworten von Stephan Schaper:
Wie ist bei dir zum Entschluss gekommen, Bürgermeister der Stadt Lügde zu werden?
Lügde ist meine Heimat! Hier bin ich aufgewachsen. Mit meinen nun 55 Jahren, meiner Frau, die seit mehr als 30 Jahren an meiner Seite ist und unseren beiden erwachsenen Söhnen, lebe ich gerne in Lügde. Bei der Polizei bin ich nun seit fast 38 Jahren. Zu Beginn als uniformierter Beamter später dann, nach meinem Studium an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, wechselte ich zunächst zur Kriminalpolizei, um anschließend bei den Spezialeinheiten meine Tätigkeit auszuüben. In dieser langen Zeit war ich in unterschiedlichsten Sachgebieten im kriminalpolizeilichen Ermittlungsdienst in ganz Nordrhein-Westfalen tätig. Als Polizeibeamter hat man es mit Menschen zu tun. Mal mit Menschen, die Hilfe brauchen, mal mit Menschen, die mit ihrem Verhalten gegen Gesetze verstoßen haben. Hier gilt es immer das richtige Maß in der Kommunikation und dem gesetzlichen Handlungsrahmen zu finden. Eine Herausforderung, an der man wächst. Zudem bekommt man bei meiner Tätigkeit über so einen langen Zeitraum einen Blick für das Wesentliche, für gesellschaftliche Veränderungen und dafür was unbedingt verändert oder weiter entwickelt werden sollte. Aus diesem Grund bin ich 2014 in die CDU eingetreten. Hierbei war meine Motivation auf kommunalpolitischer Ebene daran mitzuwirken Lügde zu entwickeln und dabei Erhaltenswertes zu erhalten aber auch daran mitzuarbeiten Notwendiges zu verändern. ln der gesamten Zeit habe ich eine gute Zusammenarbeit der Fraktionen untereinander aber auch mit der Verwaltung kennengelernt. Hier gilt es insbesondere den „Lügder Weg“ zu erwähnen. Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass wir fraktionsübergreifend aufeinander zugehen, miteinander reden, im Rathaus präsent sind. Insbesondere bei wichtigen Themen wie IKEK, Schule, Feuerwehr werden so gemeinsam Ergebnisse erarbeitet, die nicht nur nach Kompromiss aussehen, sondern die zielorientiert zufriedenstellen. Da Lügde nun einen neuen Bürgermeister wählen muss, stelle ich mich dieser Herausforderung.
Welche Erfahrungen aus Deiner Arbeit bei der Polizei kommen Dir für das Amt des Bürgermeisters zugute?
Als Diplom-Verwaltungswirt bin ich daran gewöhnt Zahlen, Daten und Fakten auszuwerten. Außerdem ist durch meinen Beruf mein Blick für Recht und Unrecht geschärft. Da sich dieser Blick fast ausschließlich an dem Verhalten von Menschen übt, entsteht so etwas wie sozial-psychologische Menschenkenntnis. In meiner jetzigen Tätigkeit muss ich oft mit dieser Menschenkenntnis sowohl meine Mitarbeiter verantwortlich einbinden, als auch unserem polizeilichen Gegenüber in Einsatzverantwortung gerecht werden. Zudem muss ich sagen, dass Polizeiarbeit zum Großteil auch von Verwaltungsarbeit geprägt ist, wobei es vorrangig darum geht, unterschiedlichste Probleme zu lösen. Diese Entscheidungsfindungsprozesse finden sich auch in der Kommunalpolitik. Sei es auf inhaltlicher Ebene die richtige Entscheidung zu treffen oder auf zwischenmenschlicher Ebene diese Entscheidung zu vertreten und politische Mitstreiter davon zu überzeugen.
Was würdest du sagen, sind deine größten Stärken und wo sind deine Schwächen?
Mit meinen 55 Jahren verfüge ich über ein gewisses Maß an Lebenserfahrung und der damit einhergehenden Souveränität. So schnell kann mich nichts aus der Bahn werfen. Meine Stärken liegen ganz klar in der Zusammenarbeit mit Menschen. Immer dort wo Menschen aufeinandertreffen, ist soziale Kompetenz ein sehr sehr wichtiger Begleiter. Zudem ist mir durch meine berufliche Laufbahn stets bewusst, dass Entscheidungen getroffen werden müssen. Dieser Führungsverantwortung muss ich mich nahezu jeden Tag stellen. Mir ist einmal ein Polizeiführer mit den Worten begegnet „entschieden entscheiden – Konsequenzen aushalten.“ Meine Schwäche ist definitiv: Marzipan in Zartbitterschokolade.
Was zeichnet Lügde gegenüber anderen Kleinstädten aus?
Lügde ist eine charakterstarke Kleinstadt, die sich unter anderem durch die Ortsteile in dieser Stärke präsentieren kann. Fest verwurzelt in bürgerlichem Miteinander, Traditionen sowie dem Ehrenamt nehmen die Bürgerinnen und Bürger unmittelbar Einfluss auf die Entwicklung unserer Stadt. Das große Engagement aller hier, besonders in den Vereinen, bildet eine stabile Säule unseres gesellschaftlichen Miteinanders. Für mich war es schon immer wichtig diese Verein als Mitglied zu unterstützen. Ich war Gründungsmitglied der Lügde Handballer, bin schon seit Jugendtagen Mitglied unter anderem im Schützenverein, im Dechenverein, im Heimat- und Museumsverein (hier seit kurzem mit Vorstandsaufgaben betraut). Hinzu kommt, dass jeder Ortsteil einen eigenen Charakter einbringt. Diesen gilt es auch in Zukunft zu erhalten.
Wie findest du die Idee eines Jugendparlamentes für Lügde?
Die Jugend ist unsere Zukunft. Wenn junge Menschen in politische Entscheidungsprozesse einbezogen werden, indem ein Jugendparlament eingerichtet wird, kann das ja nur gut sein. Die Umsetzung eines solchen Parlamentes, in unserer Nachbargemeinde gibt es dies bereits, dürfte nicht allzu schwierig sein.
Hast du Ideen, den Einzelhandel, die Gastronomie und Hotellerie in Lügde zu beleben?
Diese Frage müssen wir natürlich vor dem Hintergrund der noch immer nicht hinter uns liegenden Corona Pandemie betrachten. Ich denke, hier sprechen wir nicht vom Beleben des Einzelhandels, der Gastronomie und der Hotellerie, wir sind an einem Punkt angekommen, an dem wir vom Erhalt sprechen. Wir müssen schauen, was die durch den Bund zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel im Einzelhandel, der Gastronomie und dem Hotelwesen bewirken. Hier sehe ich die Verwaltung unserer Stadt auch in der Verantwortung, den Betroffenen umfangreiche Unterstützung zu gewähren. Ein Schritt in die richtige Richtung ist meines Erachtens nach der gut arbeitende Marketing-Verein, der mit vielen Maßnahmen ja schon dafür gesorgt hat, dass unter anderem die Übernachtungszahlen in Lügde gestiegen waren.
Ist die Verwaltung Lügde deiner Meinung nach digital gut aufgestellt?
Die Antwort kann nur lauten, dass wir auch hier besser werden müssen. Digitalisierung ist das Schlagwort der letzten Jahre, eine optimale digitale Präsenz ist die Voraussetzung für gute Entwicklung – auch in der Verwaltung. Gerade in der jetzigen Corona Krise sind dort einige Lücken aufgetreten, die es zu schließen gilt.
Wie kann das Zusammenspiel Lügde – Bad Pyrmont besser funktionieren?
Aus meiner Sicht erleben wir zurzeit eine ständig, wenn auch nur minimale, Verbesserung der Zusammenarbeit der beiden Städte Lügde und Bad Pyrmont. Vor dem Hintergrund der besonderen Umstände dieser Zeit rückt nicht nur der Einzelhandel (Lokalunterstützer), sondern die Gesellschaft als solche ein kleines Stück weiter zusammen. Bedingt durch die Grenze zwischen zwei Bundesländern in unserem Tal und vor dem Hintergrund des Föderalismus, muss eine intensive Kommunikation der verantwortlichen Personen aus Politik und Verwaltung beider Städte dazu führen, Entscheidungen verständlich zu machen und gegebenenfalls Entscheidungsspielräume zu nutzen, um Maßnahmen anzugleichen.
Wie siehst du das Verhältnis Ortsteile und Kernstadt in Lügde?
Als gebürtiger Lügder kann ich mir unsere Kernstadt nicht ohne die Ortsteile vorstellen. Nicht nur die Kernstadt, sondern auch die Ortsteile haben ihren eigenen Charakter. Durch meine bisherige kommunalpolitische Aktivität habe ich einen starken Verbund zwischen Kernstadt und Ortsteilen feststellen können. Diese, an der einen oder anderen Stelle, noch zu verbessern sollte unser gemeinsames Ziel sein. Hier ist Mobilität ein wichtiges Stichwort. Um zum Beispiel das Wohnen und Leben in den Ortsteilen attraktiver zu gestalten, müssen wir an der Optimierung der Vernetzung der Ortsteile mit der Kernstadt arbeiten. Dies gilt allerdings auch für die Bereiche Digitales, Radwegenetz sowie die Entwicklung auf dem Sektor Bauen und Wohnen. Auch die Renovierung/Restaurierung von unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden sollte in unserem „Altstadt-Ortsteileverbund“ eine größere Rolle spielen.
Wenn du ein Tier wärst, welches würde Deine Eigenschaften am besten treffen?
Dieser Frage würde ich mit dem notwendigen Humor begegnen, welcher mich zu der Antwort verleiten lässt, dass der Bussard für mich Eigenschaften besitzt, mit denen ich mich identifiziere. Dazu zählen zum Beispiel Reviertreue und die lebenslange Partnerschaft sowie ein guter Überblick. Des weiteren ist der Bussard in der Lage, bei Beutenot in hierarchisch abgestimmten Gruppen mit entsprechender Rangordnung, welche ausgefochten und verteidigt wird, zu jagen. Stephan Schaper, 10.05.2020 Danke für das Interview