Aktuell kandidieren zwei Frauen und zwei Männer für die Wahl zur Bürgermeisterin / zum Bürgermeister in Bad Pyrmont. Jeden Morgen lest Ihr hier auf Emmerzone ab 7 Uhr jeweils die Antwort auf eine Frage.
Heute Frage 5:
Wie funktioniert aus Ihrer Sicht die Zusammenarbeit verschiedener Akteure (Rathaus, Werbegemeinschaft, Staatsbad, KVV, BPT, …) in Bad Pyrmont im Hinblick auf das Marketing der Stadt? Gibt es Verbesserungspotentiale?
Klaus Blome:
Die Zusammenarbeit der Akteure in Bad Pyrmont funktioniert meines Erachtens gut. Sie ist besser, als es hin und wieder nach außen wahrgenommen wird. Letztlich haben alle das gleiche Ziel vor Augen, nämlich Bad Pyrmont nach vorne zu bringen. Von Vorteil ist für mich dabei, dass wir uns alle recht gut persönlich kennen. Das Rathaus hält ständig engen Kontakt zum Staatsbad. Hier findet ein regelmäßiger Austausch und eine fast immer einvernehmliche Abstimmung zu allen relevanten Themen der Stadtentwicklung statt. Die Werbegemeinschaft, der KVV und das Rathaus halten ebenfalls engen Kontakt und unterstützen sich gegenseitig. Die BPT, deren Mitgesellschafterin die Stadt Bad Pyrmont ist, ist das Schaufenster, welches wir haben, um Gäste für unsere Stadt zu gewinnen. Gerade in der aktuellen Pandemie ist die BPT in Abstimmung mit ihren Gesellschaftern auf dem Weg, sich fit für die neuen Herausforderungen im Tourismus zu machen, z.B. im Bereich der Digitalisierung. Überhaupt ist die Stadt Bad Pyrmont daran interessiert, mit allen Interessengruppen aus den Bereichen Wirtschaft, Kultur, Soziales, Bildung vertrauensvoll ein ausgewogenes Miteinander auf Augenhöhe zu pflegen. Dabei kann man natürlich immer etwas verbessern, z.B. in der Außendarstellung und in der Umsetzung von Vorhaben und Projekten.
Ute Michel:
Es gibt Strukturen (z.B. die Gesellschafter der BPT und den von der Gruppe 17 in dieser Wahlperiode wieder und anders ins Leben gerufenen Wirtschaftsbeirat), aber es ist auch noch viel Luft nach oben. Das Marketing muss sich an den veränderten Erwartungen unserer Gäste orientieren und neue Wege gehen. Die BPT ist da schon auf einem guten Weg, insbesondere was den Fokus auf Online-Aktivitäten und ‚Soziale Medien‘ betrifft. Jetzt geht es darum, für die Zeit nach der Pandemie neue Angebote zu entwickeln für mehr Kurzurlauber, mehr Aktivitäten im Freien…
Carolin Muschter:
Nehmen Sie den „Bäderkalender“, die Internetseite über die 352 Kurorte und Heilbäder Deutschlands. Der Auftritt von Bad Pyrmont auf dieser Seite ist sehr dünn, der von Bad Nenndorf ist sehr gut. Am Staatsbad kann‘s nicht liegen. Vor 25 Jahren habe ich beim Fernsehen in München gearbeitet. Mit meinem Anteil über Bad Pyrmonter Heilwasser und Kuren in der Fernsehsendung von Pastor Fliege haben wir erreicht, dass Pyrmont einen deutschlandweiten Anstieg an Nachfragen zum Mineralwasser und zum Tourismus hatte, diese Welle der Bekanntheit hat die Stadt einfach verebben lassen. Das will ich wieder ankurbeln.
Allein von der Konstruktion her sind hier viel zu viele Köche am Marketing-Topf, Frau Rüter hat einfach zu wenig Budget. Das Marketing kann also noch ziemlich verbessert werden. Wenn hier in Pyrmont vom Fernsehen gedreht wird, muss die Stadt den Finger draufhaben, damit wir positiv vermarktet werden. Im Weserbergland-Tourismus können wir mehr ausbauen, beim Radwandern etc. Bei der 7-Schlösser-Gruppe gibt es in der Werbung noch Ausbaupotential.
Das Marketing muss von Ballast-Dingen befreit werden wie dem Camper-Platz und dem Fahrradverleih. Das bindet zu viel Arbeitskraft und bringt zu wenig, außerdem haben wir in Pyrmont Privatbetriebe, die das besser können.
Gibt es Verbesserungspotentiale?
Pyrmont ist Mitglied der Metropolregion Hannover. Hameln ist ebenfalls Mitglied. Die ‚Metropolregion‘ wurde als Zusammenschluss der Universitäten Göttingen, Hannover, Braunschweig und Wolfsburg gestartet, aber auch Städte und Landkreise sind Mitglieder geworden, mittlerweile ein Markt von 3.8 Millionen Einwohnern. www.metropolregion.de Hamelns Bürgermeister sitzt im Vorstand der Metropolregion. Hameln hat Hochschulniederlassungen bekommen. Pyrmont hat drei Elektrofahrräder bekommen, so wurde auf Anfragen Herrn Maltzahns geantwortet. Hier sehe ich immenses Potential für Bad Pyrmont, insbesondere im Bereich Innovativer Technik, Elektromobilität für Tourismusorte, Kultur- und Gesundheitsförderung, die alle über die Metropolregion intensiv finanziell unterstützt werden.
Verbessert werden muss das Leben für Jugendliche in Pyrmont. Hier können, wie in Hameln, Ausbildungsstätten gefördert werden, damit Jugendliche hierbleiben können und wir junge Leute nach Pyrmont holen können. Jugendzentrum und Skaterbahn sind mein Ziel.
Pyrmont ist unter dem damaligen Bürgermeister Demuth 2000 nicht in die „Region Hannover“, dem Zusammenschluss des Großraums Hannover anlässlich der Expo, eingetreten. Hier muss der Landkreis nun sein ganzes Gewicht einlegen, um in die Region aufgenommen zu werden, nicht nur wegen der wichtigen Zuganbindung, sondern wegen der Verbesserung des Anschlusses an Hannover in allen anderen Bereichen. Wenn man mit Behörden in Hannover telefoniert und deren Mitarbeiter sind noch nie in Pyrmont gewesen, müssen wir uns unbedingt bekannter machen.
Das große Drama sind die verfallenen Gebäude, da ist es Chefsache, mit den Eigentümern für Pyrmont positiven Lösungen zu finden. Wir brauchen eine baurechtliche Fassadensatzung, damit Pyrmont sein schönes Ambiente behält und die Häuser im hinteren Teil trotzdem auf den neuesten Stand kommen können.
Die KFZ-Zulassung als Nebenstelle will ich nach Pyrmont holen. Die Grundsicherung für Renten muss wieder im Pyrmonter Rathaus zu beantragen sein.
Bad Pyrmont hat auch immensen Nachholbedarf, die Töpfe der großen Förderprogramme von Europa anzuzapfen. Wir brauchen den Regionalplaner für die Leaderregion in Bad Pyrmont. Wenn in einer kleinen Samtgemeinde der Regionalplaner 230.000 Euro für ein Regenrückhaltebecken organisieren kann, sollte in Pyrmont wesentlich mehr möglich sein. Auf der Internetseite „Was tut Europa für mich“ kann man lesen, was in der eigenen Region gefördert wird. Dabei bekommt der Landkreis Hameln- Pyrmont beträchtliche Fördergelder aus dem Fond für regionale Entwicklung, die allerdings zu großen Teilen in Hameln bleiben. Hier kann Bad Pyrmont weit nach vorne kommen. Ganz zu schweigen bei Radwegförderung, Unterstützung von Historischen Gebäuden und Straßensanierung. Für die Pyrmonter Bürger werde ich in der Stadtverwaltung eine Betreuungsstelle zur Hilfe bei Anträgen in allen Förderprogrammen und bei Brandschutzproblemen einrichten, damit alle die Chance auf solche Förderungen wahrnehmen können.
Das drängendste Problem sind die fehlenden Augen- und HNO Ärzte. Solange wir fertige Ärzte nicht finden, können wir auf das Programm setzen, Studenten in den letzten Ausbildungsjahren von der Stadt eine jährliche Unterstützung zu zahlen, wenn sie sich verpflichten, dann 10 Jahre in Pyrmont zu praktizieren. Dazu sollten wir Lügde mit ins Boot nehmen. Auch hier sind die Universitäten der Metropolregion und OWL die Ansprechpartner.
Der Tourismus muss gefördert werden.
Uwe Schrader:
Bad Pyrmont braucht Zusammenarbeit! Die einzelnen Akteure setzen sich mit großem Engagement für Bad Pyrmont ein. Es ist Aufgabe des Bürgermeisters, dieses Engagement zu bündeln und so das Marketing für die Stadt zu verbessern. Eine rein formelle Zusammenarbeit ist dafür nicht ausreichend. Es bedarf auch eines persönlichen Vertrauensverhältnisses für diese Zusammenarbeit. Dies vermisse ich. Aufgrund meiner meistens sehr guten persönlichen Kontakte zu den Akteuren sowie meiner Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Vertretern unterschiedlichster Institutionen, werde ich die Akteure so zusammenführen, dass nicht nur jeder einzelne, sondern vor allem Bad Pyrmont profitiert. Denn nur gemeinsam können wir Bad Pyrmont weiterentwickeln.
Den Fragen haben sich gestellt (in alphabetischer Reihenfolge): Klaus Blome (parteilos), Ute Michel (Die Grünen), Carolin Muschter (Wählergemeinschaft Bad Pyrmont INTAKT), Uwe Schrader (SPD).